Kleines Lexikon der Unusual Forms

Die 'Ungewöhnlichen Formen', kurz auch UFs oder UFos genannt, begeistern mich ganz besonders, denn sie schweben  oft luftig leicht überm Laub. Einige verdrehen ihre Blütenblätter und sehen jeden Tag ein klein wenig anders aus.

Diese Kategorie gibt es bei der American Hemerocallis Society (AHS) seit dem Jahr 1998(?). Auch der Begriff 'Exotic Forms' war damals wohl im Gespräch, machte aber nicht das Rennen. Auf der homepage der AHS werden die einzelnen Merkmale dieser Taglilienklasse erläutert.

 

http://www.daylilies.org/ahs_dictionary/dictionary.html

Innerhalb der Kategorie 'Unusual Forms' werden unabhängig von der Blütengröße, der Höhe oder der Farbe drei Gruppen unterschieden:

1) cascade forms

2) crispate forms

3) spatulate forms

 

 

cascade forms

CONCORDE NELSON X LEMON LAW
CONCORDE NELSON X LEMON LAW

Unter dem Begriff 'cascade' werden die Taglilien geführt, deren Blütensegmente kaskadenförmig nach hinten gebogen sind - eine sehr elegante Form.

Die Blütenblätter weisen dabei eine zu große Breite auf, um von der AHS als Spider anerkannt zu werden. Als Spider gilt eine Taglilie, deren Petalen mindestens 4 mal so lang wie breit sind. Das Verhältnis wird dann in der AHS- Datenbank bei der Registrierung mit  angegeben,  z.B. 'SKINWALKER' : Spider Ratio 5.20:1.

 

spatulate forms

Hierbei handelt es sich wohl um die seltenste der Ungewöhnlichen Formen. Oft tritt sie auch in Kombination mit Eigenschaften der crispate Formen auf.

Die Blütensegmente haben ein spatelförmiges Aussehen - sie sind an der Basis sehr schmal und ihre breiteste Stelle befindet sich im letzten Drittel des Blütenblattes. Im Gegensatz dazu haben lanzenförmige Segmente ihre breiteste Stelle in der Mitte. Zudem laufen sie spitz zu, während die spatelförmigen abgerundet sind.

Frühe Sorten mit dieser Form finden sich bei den Züchtungen von Dr. John Lambert. Am bekanntesten sind wohl ASTERISK (1985), als spatulate registriert, aber die Blütensegmente sind nicht spatelförmig und haben in der Mitte ihre breiteste Stelle, und die im selben Jahr registrierte PRAGUE SPRING .

Letztere ist darüber hinaus ein Beispiel für die Kombination von spatulate- und crispate- Form.

ASTERISK
ASTERISK
PRAGUE SPRING
PRAGUE SPRING

Darauf aufbauend hat sich Marc King intensiv mit der Züchtung von spatulate Formen beschäftigt. Aus der Kreuzung von ASTERISK und GOLLIWOG entstanden eine Reihe wunderschöne Sorten wie DANCING SUMMERBIRD und MOONLIT SUMMERBIRD GOLLIWOG ist auch ein Elternteil von AUGUSTO BIANCO. Da alle drei neben den spatelförmigen Petalen Merkmale der crispate- form enthalten, sind sie in dieser Klasse registriert.

 

 

Die folgenden vier Fotos wurden mir von Marc King zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Die ersten drei zeigen spatulate- Sämlinge der sogenannten 'orchid form'. Sie erinnern an Blüten der Orchideen- Art Cattleya. Der vierte Sämling wird von ihm als 'ladle form' bezeichnet. Diese hat extrem kelchförmige Petalen.

'orchid form' (Foto M. King)
'orchid form' (Foto M. King)
'orchid form' Foto M. King
'orchid form' Foto M. King

'orchid form' (Foto M. King)
'orchid form' (Foto M. King)
'ladle form' (Foto M. King)
'ladle form' (Foto M. King)

crispate forms

PRETZEL LOGIC
PRETZEL LOGIC

 

 

 

 

Dies ist die Kategorie, in der die meisten Unsusual Forms registriert sind. Hier existieren verschiedene Untergruppen. Eine Sorte gilt als crispate, wenn sie an den 3 Petalen oder den drei Sepalen mindestens eine der Subkategorien erfüllt. Viele crispates zeigen jedoch mehrere zugleich. Und darüber hinaus können sie von Tag zu Tag eine andere der folgenden Subkategorien zeigen:

 

- pinching:

trifft man zumeist bei den Petalen an. Diese sind an der Spitze gefaltet und wirken         zusammengekniffen.

 

- quilling:

Damit werden längs zusammengerollte Tepalen, sodass die Blütenblätter röhrenförmig wirken, bezeichnet. Das Zusammenrollen kann auch nur einen Teil des Blütenblätts betreffen: entweder an der Basis (base quilling) oder an der Spitze (on the tips)

 

- twisting:

Die Blütensegmente sind korkenzieherartig aufgerollt.

Daneben existieren noch Begriffe wie  curling (eingerollte Segmente) reflexing (zurückgerollte Segmente) und hooking (hakenförmige Segmente).

 

-

TOODLELOO KANGAROO (Reed 2003)

pinched crispate

KACHINA DANCER (Roberts 1997)

Spider mit pinching


Die Petalen dieses Sämlings sind zurückgeschlagen (reflexing), die Sepalen zeigen z.T. quilling und die Spitzen sind eingerollt (curling)

Eine alte Sorte, als es die UF- Kategorie noch nciht gab: TURKISH DELIGHT (Wynne 1963). Aber man sieht sehr schön zwei korkenzieherartig zusammengerollte Sepalen (=twisting) und oben eine mit quilling.


eingerollte Sepale (curling)

FLIBBERTIGIBBET (Tillmann- Bude 2013)


Manche UFs sind in zwei oder gar allen drei Kategorien registriert. So handelt es sich bei Gerald Hohls' BOITZER JOURNEY TO HONG KONG cascade spatulate- Form. Alle drei Klassifizierungsmerkmale zeigen HEAVENLY CURLS (Gossard 2000) und  - der Name ist Programm -  BONIBRAE THE FREAK (Mathie 2011).

 

 

 

Wie man sieht ist das Einordnen in Schubladen so einfach nicht. Und gerade das gefällt mir gut.